02.05.07Kutteln, Schlangen und SzechuangewürzeIch bin Euch ja noch ein paar chinesische Essenseindrücke schuldig. Es gibt meiner Erfahrung nach kein anderes Land in der Welt, in der das Essen einen solch hohen Stellenwert genießt wie in China. Die Leute lieben es zu kochen, die Leute lieben es, essen zu gehen. An jeder Strassenecke gibt Restaurants und an der Strasse selbst Garküchen und Strassenhändler. Völlig egal, ob man jetzt in ein edles und teures Restaurant mit vergoldeten Gipspferden geht oder in ein studentisch angehauchtes Lokal im Kommunistenschick, die Auswahl ist meist gut und vielfältig. Richtig schlecht habe ich nie gegessen, nur in der Kantine. Zu Beginn steht die Speisenauswahl. Glücklicherweise bieten viele Restaurants Fotokarten an oder aber man kann sich am Buffet die Speisen noch lebend zusammenstellen bzw. anhand von Speiseatrappen wählen. Apropos Speiseatrappe, da hatte ich ja beim letzten Chinaaufenthalt diesen peinlichen Faux-pas. Im Lokal mit dem Goldpferd gab es übrigens Schlange, auch die konnte man sich noch im lebenden Zustand aussuchen. Nachdem die Kollegin, die mir damals das Schlangenrezept gab, auch dabei war, wurde natürlich Schlange geordert. Endlich sah ich, wie Schlange korrekt zubereitet aussehen muss. Links oben: Schlange zum abnagen, rechts oben: Schlangenhaut.
Das waren aber auch schon die einzigen etwas gewöhnungsbedürftigen Speisen.
Unter anderem war ich auch einmal in einem hervorragenden Szechuanlokal. Besonders gut war ein in gewürztem Öl herausgekochter Fisch. Er wird serviert in einer Schüssel, die mit original Szechuangewürzen bedeckt ist. Sieht zwar aus wie Chili, schmeckt auch scharf, hat aber irgendwie noch eine Art paprikageräucherten Beigeschmack. Und durch die Kügelchen bekommt das ganze noch eine weitere Art von Schärfe dazu, eine wacholdige? rotpfeffrige? halbfruchtige? zitronige? ich kanns nicht beschreiben - aber auf jeden Fall Schärfe. Der Kellner schöpft dann die Gewürze ab, übrig bleibt der Fisch im Öl. Man kann den dann einfach aus dem Öl herausholen und essen. Auch hervorragend waren die in Szechuan-Gewürzen panierten Schweinerippchen. Ich habe mir jeweils eine Tüte Gewürze mitgenommen und bereits ausprobiert.
Schön in China ist, dass man immer gemeinsam isst. Die Speisen kommen in die Mitte, jeder nimmt sich, was er will. Ein wenig gewöhnungsbedürftig mag sein, dass die Leute die Speisen direkt von der "Vorlegeplatte" in den Mund befördern. Das spärliche Geschirr, das man bekommt, dient eher zum Abtropfen der Sosse, zum Zwischenlagern von Nudeln und zur Ablage der Knochen. Reis habe ich in den zwei Wochen nur einmal beim Japaner gegessen. Und hier noch eine Speiseauswahl.
Posted by L9 at 19:18
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12.04.07TeeJetzt bin ich ja wieder zuhause. Alles sehr klein hier. In Shanghai bedeutet "Das Restaurant ganz in der Nähe" mindestens 20 Minuten Taxifahrt. Ein paar Fotos habe ich noch, und einen Tipp für den Teekäufer. In einem Gebäudekomplex befindet sich ein kleiner Teeladen neben den anderen. Hier treffen sich Teetrinker zum fachsimpeln, tratschen und probieren. Leider bin ich keine gute Fotoreporterin, weil ich mich immer schäme, die Leute so direkt abzufotografieren. Man muss sich einfach vorstellen, dass in diesen Läden meist ältere Männer und Damen sitzen, mit Tee rumpanschen und über Gott und die Welt reden - vielleicht aber auch über Mao.
Was aussieht wie Käse, ist ebenfalls Tee. Der wird zu schwarzen runden Platten gepresst und dann ein paar Jahre gelagert. Je älter der Tee ist, desto besser. Um ihn zuzubereiten, benötigt man eigene Stanzwerkzeuge, mit denen man dann die gewünschte Portion von der Platte abbröckelt, in heißem Wasser ziehen läßt und dann trinkt (trinkt!). Die Meisterin aus Hangzhou bereitet Oulongtee. Und von diesem wunderschönen Blumentee habe ich diesmal gleich ein halbes Kilo gekauft.
Posted by L9 at 07:25
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04.04.0703.04.07Aus gegebenem Anlass...und weil dieses Haus ja jetzt endgültig gefallen ist, auch von mir noch ein paar Eindrücke von den Kontrasten und der schnellen Veränderung. Mitten in modernen Hochhausvierteln neben schicken Restaurants direkt an 6 spurigen Strassen stößt man, wenn man die Augen aufmacht, auf enge Gassen und unscheinbare Durchgänge. Wenn man dann auch noch sämtlichen Mut zusammennimmt und einfach hineingeht, findet man die Dorfidylle mitten im Shanghaier Moloch. Hier dieses "Dorf" befindet sich gleich links neben den Häusern im Vordergrund des Bildes.
Allerdings scheinen solche Idyllen nur noch begrenzte Lebensdauer zu haben. Das plattgewalzte Areal befindet sich gleich rechts daneben, und ich befürchte, wenn ich das nächste Mal in China bin, gibt es dieses Dorf auch nicht mehr. Dafür bin ich sehr neugierig, wie das Hochhaus aussieht, welches voraussichtlich auf diesem Parkplatz gebaut wird. Richtige Dörfer werden übrigens nicht selektiv sondern effektiv abgerissen. Um Neubausiedlungen und Fabriken Platz zu machen. Die Leute in China sind extrem radikal und schnell, wenn es um Veränderung und Bauen geht. Allerdings setzt da mittlerweile auch ein Umdenken ein. Zwar erscheint im ersten Moment eine Wohnung in einem dieser Hochhäuser, in denen das Wasser aus der Wand kommt und eine Wassertoilette den Power Transmission and Distribution - oder was nicht paßt wird passend gemacht. Innerstädtische Bauten werden mit der Hilfe von Bambusgerüsten gemacht. Da gabs mal eine äußerst interessante Fernsehdokumentation über den Beruf der Bambusgerüstebauer.
Posted by L9 at 20:28
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01.04.07Shanghai Taxi"Schizophrenic or drunkard without a guardian is prohibited to take the taxi". Auch die Regeln für den Fahrer sind relativ klar. Verkehrszeichen und Ampeln sind irrelevant, Vorfahrt hat derjenige, der die lauteste Hupe hat. Abgesehen von der Hupe - zeige keine Gefühle, der Grashalm im Wind wird den stampfenden Drachen besiegen. Selten habe ich so stoische Menschen so chaotisch und laut fahren sehen. Eine ganz typische Verkehrssituation: In Deutschland wäre ich in dieser Situation rechts abgebogen, hätte mich langsam auf die linke Spur durchgeschlängelt und wäre bei der nächsten Möglichkeit nach einem U-Turn geradeaus meinem Ziel entgegen gefahren. In China? Interessant sind auch die 1000 Wege, die zum gleichen Ziel führen. Ich mußte tagtäglich in ein riesengroßes Industriegebiet einer riesengroßen Satellitenstadt. Glücklicheweise fragen die Taxifahrer mittlerweile Passanten nach dem Weg. Früher, habe ich mir sagen lassen, haben sie dich lieber in der Mitte des Nirgendwo auf die Strasse geworfen, um nicht ihr Gesicht zu verlieren. Aber das ist bestimmt eine dieser modernen Sagen. Tipps für Chinareisende: 1) Unbedingt das Ziel in chinesischen Schriftzeichen aufschreiben lassen und dem Taxifahrer zeigen. Man kann sich noch sosehr bemühen, es richtig auszusprechen, es wird nicht verstanden. (O-Ton einer Kollegin: am besten hemmungslos betrinken, danach kriegt man die Aussprache halbwegs hin). 2) Ein gezeichneter Plan ist ab und an auch ganz hilfreich, besonders in weitläufigen Industriegebieten. 3) Plan sowie Adressen unbedingt nach der Fahrt wieder mitnehmen. Oder aber in 5-facher Ausfertigung vorhalten (das habe ich gemacht, nachdem ich ihn 2 Mal beim Fahrer vergessen hatte.)
Posted by L9 at 17:14
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29.03.07Die kleinen AlltagsschwierigkeitenEs gibt ja mittlerweile, neben der Aufforderung, sich doch bitte der eigenen Sicherheit zuliebe anzuschnallen, in jedem Taxi einen Anschnallgurt. Nur leider kein Gegenstück.
Posted by L9 at 10:13
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27.03.07BabylonNormalerweise denkt man ja, dass mit Bilderbuchspeisekarten unter Zuhilfenahme der Finger nicht viel passieren kann. Mit den Fingern zählt man überall, und zwei Finger sind zwei Finger, auch wenn einer davon ein Daumen ist. Stimmt aber nicht. Auch die Zahlenzeichensprache funktioniert hier China ein wenig anders. Zwei ist Acht und Bitte wenden Sie Ihrem Gegenüber den Handrücken zu! Ich habe außerdem beschlossen, chinesisch zu lernen. Man fühlt sich so verloren und abhängig in einem Land, in dem man weder Sprache noch Schrift beherrscht. Grenzdebiler Analphabet. Analphabet heißt übrigens wénmóng (jeweils von unten nach oben betonen). Oder doch wénmáng? Hah - ich hab einen Fehler entdeckt im deutsch chinesischen Handwörterbuch, das ich mir gestern gekauft habe. Von deutsch auf chinesisch heißt es wénmóng, andersrum wénmáng. Und grenzdebil gibt es nicht. Nachtrag: meinen Fehler im Posting hat ein chinesischer Kollege entdeckt. Sechs heißt. Stimmt nicht. Ich habs ausgebessert, während ihr alle noch geschlafen habt.
Posted by L9 at 00:30
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26.03.07VölkerkundeGewundert hat mich ja immer, warum uns die Chinesen Langnasen nennen, obwohl sie sich, was die Länge der Nasen anbelangt, durchaus an die eigene fassen könnten. Mittlerweile weiß ich es. Die Länge einer Nase wird nicht vom Nasenansatz zwischen den Augenbrauen gemessen, sondern von der Oberlippe weg. Frühstück vorgestern, gestern und heute. Die letzten Tage hab ich es wieder ein wenig europäisch probiert, nur um festzustellen, dass Nudelsuppen in der Früh etwas äußerst Köstliches sind. Heute hat mir mein Kollege dann mal ein richtiges chinesisches Frühstück mitgebracht. Knusprige in Öl rausgebackene Teigstangen, eine Art süßer Sojamilch und ein warmer Reisball, in dem
Posted by L9 at 06:11
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24.03.07Sehr schöner Tag war dasZuerst in die Moganshan Art Area gefahren. Ein Loftviertel, wo sich Künstler und Galerien angesiedelt haben. Jetzt aber Bilder:
Besonders gefallen hat mir dieser Künstler, der sich selbst fröhlich lächelnd mit irgendwelchen Gegenständen malt. Gegenstände mit kultureller Bedeutung. Louis Vuitton Schlappen, Tai Chi ausführend, Pepsi.
Und da saß er inmitten dieser Bilder und las ein Buch. Zumindest saß da einer, der genauso aussah wie der Mann auf den Bildern. Ich hab ihn heimlich von weit weg fotografiert. Später bin ich zurück, um zu fragen, ob ich ihn wirklich fotografieren darf, da war er leider weg. Versäumte Momente. (Die haben eine Homepage) Und noch jemand. Über verwinkelte Treppen einer Ankündigung folgend kam ich zu illustrierten Türen und traf ihn mit seinen trotzigpoppigen Tanzkindern. Nicht so gut gefällt mir Xintiandi, eine Art chinesisch-shanghaianisches Disneyland. Da kann man sogar Modefotos machen. Hier, gleich um die Ecke, soll die kommunistische Partei Chinas gegründet worden sein. Lieber mag ich ja so Parks wie den Fuxing-Park, wo die Shanghaier ihre Freizeit verbringen.
Ausserdem essen Chinesen ihre Katzen nicht, sondern spielen mit ihnen. Das können sogar Marx und Engels bezeugen.
Posted by L9 at 16:13
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21.03.07Niu Li sha - Nomen est Omen?Ich habe es an anderer Stelle schon einige Male erwähnt, Chinesen haben ein sehr eigenartiges Verhältnis zu Namen. Vor allem, wenn sie mit westlichen Menschen zusammenarbeiten, passen sie ihre Vornamen an. Es gibt noch ein paar andere interessante Dinge zur Namensgebung und Nutzung. Der Name besteht aus dem Familiennamen, der an erster Stelle steht, und dem Vornamen. Familiennamen gibt es nicht allzuviele in China. Typische Familiennamen sind Wu, Chen und Yu. Familienname und Vorname sind fast untrennbar miteinander verbunden, man ruft sich also immer mit Nachnamen und Vornamen. Den Kollegen Tao (Nachname) Hui (Vorname) nenne ich stets Tao Hui, genauso wie er mich, nach korrekter chinesischer Vorgehensweise, stets Neun Lisa nennen sollte. Wären wir Chinesen, müßte auch mich "Neun Lisa" nennen, und ich ihn "Neun Michi". Es sei denn, wir wären engste Familie, sprich, ich wäre seine Mutter. Da dürfte ich dann "Michi" zu ihm sagen. Eine Ausnahme gibt es noch. Respektspersonen nennt man nur mit Nachnamen, kombiniert mit einem Titel. Zum Beispiel "Missis Neee-uuun", "Boss Chen", "Onkel Yu", "Großmutter Li". Was die Chinesen können kann ich natürlich auch. Ich wollte auch einen chinesischen Namen haben, und Tao Hui hat mir einen gegeben. Ich heiße: Niu - ein typischer Chinesischer Familienname, der ähnlich klingt wie Neun. Nǐu Lì shā Also das Hakerl auf der ersten Silbe heißt: Ton der hoich beginnt, dach unten geht und dann wieder rauf.
Bestätigt übrigens meine persönliche Theorie, warum sich Chinesen stets westliche Namen geben. Die wollen sich durch uns ungeübte Menschen ganz einfach nicht unwissentlich beschimpfen lassen. Wenn jemand seinen Namen übersetzen lassen will, kann er das hier tun Frühstück gestern - fällt mir wieder nicht ein, wie das heißt. Eine Art Porridge. Frühstück heute - Nudelsuppe.
Posted by L9 at 03:00
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19.03.07FrühstückenLeider sind Businesstrips sehr eintönig. Ich machs kurz: Das Frühstück war frugal, aber ganz nach meinem Geschmack. Ich liebe asiatische Frühstücksbuffets. Auch zu beachten: chinesische Teekultur. Da wird alles mögliche mit warmen Wasser vermischt und in Gefäßen aufbewahrt. In er Früh ist es noch frisch, im Laufe des Tages wird immer wieder mit warmen Wasser nachgespült. Mittagessen lass ich aus, hatte in der chinesischen Kanine keinen Fotoapparat dabei. Hol ich vielleicht morgen nach. Obwohl ich eigentlich chinesisch essen wollte, habe ich mich dann doch gegen die gegrillte Mumienhand entschieden und ein ganz profanes Chirashi-Sushi gegessen. Warum? Weil ich an diesem aufgetoonten japanischen Superheldenlokal nicht vorbeigehen konnte. Die ganze Zeit habe ich gerätselt, was der Japaner mit dem Frauenkopf im Trichter macht. Frisieren? Kopfabschneiden? Keine Ahnung. Das was er in der Hand hatte ähnelte auf jeden Fall eher einem Kamm als einem Dolch. Die netten Bedienungen konnten mir auch nicht weiterhelfen. Abgesehen davon, dass es wohl auf japanisch getrimmte Chinesinnen waren, sprachen sie kein Englisch. Danach noch Hotelbar. Interessant auch: es gibt immer mehr Businessfrauen.
Posted by L9 at 16:26
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18.03.07Shanghai BarNehmt ihr Familie und Freunde weg, steckt sie alleine in ein Hotel in Shanghai und sie bloggt wie eine Besessene. Was ich kurz noch erzählen will, bevor ich endgültig ins Bett kippe (bei mir ist es 21:45 bei Euch ist es 14:45 - sofern ihr in Mitteleuropa seid), ich war nicht mehr weg sondern bin im Hotel geblieben. (Zu meiner Verteidigung. seit den Todesursachen hab ich grad mal 3 Stunden geschlafen. Im Flugzeug. Economy Class). Ich habe ein geschmacklich mittelmäßiges aber optisch aufgedonnertes Abendbuffet genossen und bin dann noch in die völlig leere Hotelbar gegangen. ("Next time - come 9 o clock - more people - you know?"). Mir wars recht. Ich wollt ja eh nur ins Narrenkastl starren. Erst hab ich einen Gin Fizz bestellt, in den haben die Eierlikör gemischt. Äußerst interessant. In echt sieht das so aus. Rechts die Tooncam. Der Olivenspieß ist bereits abgenagt. Serviert wird die Sache mit den folgenden Worten Und gewidmet ist der Eintrag selbstverständlich Weil auf seinen Geburtstag hab ich gefeiert. Und auf den meiner supersüßen Nichte. Gute Nacht.
Posted by L9 at 14:36
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Gerade eben noch...... am menschenleeren Frankfurter Flughafen,
und gleich darauf in Shanghai. Selbstverständlich in der langsamsten Schlange. Auch diesmal haben mich auf der Fahrt vom Flughafen ins Zentrum die modernen Vorstadthochhäuser fasziniert mit ihrem Hang zum Heimeligen. In diesem Fall sind es die Schindeldächer ganz oben auf den Plattenbauten. Es gibt auch ein paar komplettverstuckte Exemplare, und andere mit schmiedeeisernen äußerst frankophilen Balkonen. Weiter drinnen wirds dann wieder ein wenig Shanghaiiger. Um ja nicht einzuschlafen und dann die nächsten Tage mit Jetlag zu kämpfen, habe ich mich gleich ins Taxi gesetzt und bin zum Bund gefahren. Hier würde ich auf jedenfall nicht auf der Toilette versumpfen. Jetzt überleg ich mir, wohin ich essen gehe. Am liebsten wäre ich ja in eine dieser Nebenstrassen gegangen und hätte mir ein richtig einheimisches Restaurant ausgesucht. Aber so ganz alleine war mir das dann doch nicht ganz geheuer.
Posted by L9 at 10:49
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06.03.07JeppBald gibts wieder Geschichten aus China! Saudi Arabien ist noch "On hold". Mittlerweile haben sie das Einreisealter für Frauen auf 45 angehoben, da falle ich leider durchs Raster. Aber mal sehen.
Posted by L9 at 10:58
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22.12.05SittengemäldeMal wieder in meiner Tooncam geblättert. Ja, ich entsinne mich. In China hatte ich Schnupfen und damit ein Problem. In China gilt es nämlich als äußerst unhöflich, Körpersekrete in Tüchern aufzufangen und diese dann, der Gipfel der Ekligkeit, in die Hosentasche zu stecken. In China zieht man alles hoch. Das bereitete aber mir wiederum Probleme. Weil was mach ich dann damit? Ausspucken? Im Besprechungszimmer? Auf den Boden? Nein. Ausspucken in ein Taschentuch? Damit wären wir wieder beim Problem der Tuchentsorgung gelandet. Schlucken? Naja. Ich bin in dieser Zeit äußerst häufig auf die Toilette gegangen. Weil er so nett war, habe ich ihm einen Lebkuchen geschenkt. Mit der Überreichung von Gegenständen ist es aber in China auch so eine Sache. Man überreicht Geschenke, Papiere, Visitenkarten, all das mit beiden Händen. Jemandem etwas mit einer Hand zu geben ist nicht nur unhöflich, man zeigt Missachtung und entwertet den überreichten Gegenstand. Bekommt man selbst etwas geschenkt, darf man es keinesfalls gleich auspacken. Man legt das Geschenk auf die Seite und packt es später aus. Alles andere: mangelnde Wertschätzung, Missachtung. Chinesen trinken gerne. Aber auch hier ist einiges zu beachten. Stößt man miteinander an muss man aufpassen, das Glas entsprechend des Ranges zu halten. Der Ranghöhere hält das Glas höher als der Rangniedrigere. Ganbei heißt Prost. Allerdings ist es ein böses Prost. Sagt man Ganbei, dann muss man alles auf einmal trinken. Ex und weg = "Leere Tasse". Haben sie mir zumindest eingeredet. Und weil ich so gut trinken konnte, wollte jeder mit mir Ganbei machen. Und das funktioniert bilateral. Es steht einer auf, kommt zu dir, macht einen Trinkspruch und dann Ganbei. Dann kommt der nächste, und der nächste. Auslassen darfst du keinen, weil das ist unhöflich und zeugt von Missachtung. Am Schluss war ich besoffen. Die Krönung eines Mahles ist Mao Tai. Die Krönung der Freundschaft ist Ganbei mit Mao Tai. Und die Krönung der Wertschätzung ist Mao Tai mit Schlangenblut. Die Rettungsform von Ganbei ist Banbei. Banbei heißt auch Prost, aber danach darf man nippen. Das haben sie mir aber erst ganz am Schluss gesagt. Noch etwas muss man wissen, wenn man in China essen geht. In China ist es übrigens nicht üblich, sich die Hand zu geben. Deshalb fühlt sich ein chinesischer Händedruck immer so an, als ob man einen toten Fisch in der Hand hält. Es sei denn, der Chinese hat ein interkulturelles Training absolviert. Dann fühlt sich der Händedruck an wie eine Zange. Ich habe mal gefragt, was Chinesen so im interkulturellen Training lernen. Neben "nicht den Rotz hochziehen", "nicht rülpsen" hat mir besonders gut die folgende Regel gefallen: "Es zeugt in Deutschland keinesfalls von mangelnder Wertschätzung gegenüber dem Hotel, wenn man die Minibar nicht bis auf den letzten Tropfen austrinkt"
Posted by L9 at 13:00
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13.12.05Goliathon vs. GodzillaSelbstverständlich waren wir auch im Jin Mao Tower. Mit 421 Meter Höhe eines der höchsten Hochhäuser der Welt. Dummerweise waren wir an einem sehr regnerischen, nebligen Tag dort - wir konnten also von unten kaum die Spitze sehen und von oben hatten wir wenig Weitblick. Dennoch war es äußerst abenteuerlich: es hat mir zwar keiner geglaubt, aber ich konnte einen Kampf zwischen Goliathon und Godzilla beobachten. Wenn ihr genau aufs Bild schaut, könnt ihr es vielleicht auch sehen - die Tooncam hat es festgehalten. Am Tag sieht das Gebäude so aus. Es empfiehlt sich, anstatt die Aussichtsplattform zu besuchen, gleich ins Grand Hyatt zu gehen. Unbedingt in einem der Cafes den Ausblick geniessen und danach im Innenschlauch einen Cocktail trinken. Ganz oben sieht man übrigens den Schatten des Goliathon. Der Jazz in der Hotelbar konnte meine Nerven wieder ein wenig beruhigen. Ein unvermeidliches Foto vom Bund... ... und von der Nanjing Road. In Shanghai ist alles riesig. Das Gewerbegebiet ist alleine schon eine Stadt für sich. Du denkst - "ah, super, Gewerbegebiet, gleich sind wir da" und dann dauerts immer noch mindestens eine halbe Stunde.
Posted by L9 at 15:46
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12.12.05Zhujiajiao die DritteSo - Zeit für die finale Zhujiajiao-Fotostrecke. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier um eine wunderschöne historische Wasserstadt, in der bereits vor 5000 Jahren Leute gelebt haben. Doch ein wenig zu alt, um der Shanghaianer Bauwut zum Opfer zu fallen. Offiziell wurde die Stadt allerdings erst in der Mingzeit gegründet, obwohl sie bereits zuvor als Handelsstätte bekannt war. Fische wurden direkt am Fluss gekauft, der Fluss war sozusagen die Strasse. Die Leute haben einfach ihr Hinterfenster aufgemacht, um bei den fahrenden Fischhändlern einzukaufen. Leute, die kein Fenster zum Fluss haben kaufen in der Einkaufsmeile. Selbstverständlich ist diese Stadt eine Touristenattraktion, es gibt auch eine Museumstour - nichtsdestotrotz leben hier auch Menschen. Diese Idylle war es auch, die mich an Tirol denken ließ oder ans Mühlviertel. Hier kommt allerdings wieder Venedig zum Zug. Neben dem Beruf des Strassenkehrers gibt es auch die Gilde der Flusskehrer. Wir sind natürlich auch Boot gefahren. Es war fürhterlich kalt. Deshalb sind wir zum Aufwärmen essen gegangen in ein Restaurant. Unter anderem gab es Fischsuppe direkt aus dem Fluss. Den Blick in die Küche wagten wir glücklicherweise erst nach dem Essen. Wir hätten doch was vom Strassenhändler holen sollen. Da sieht man, was man bekommt... ... und von wem. Ich habe mir dann noch einen Stempel machen lassen. Und eine Fischfalle betrachtet. Und wieder einmal ist mir aufgefallen, dass die Kulturen sich doch irgendwie gleichen. Zum Beispiel in der drastischen Darstellung dessen, was passiert, wenn man sündigt. Hieronymus Bosch läßt grüßen.
Posted by L9 at 06:52
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09.12.05VogelgrippeDie Taube vorher
und nachher Auch wenns manchmal archaisch scheint, das richtige chinesische Essen werde ich vermissen.
Posted by L9 at 07:19
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08.12.05MittagspauseZeit zum Bilderladen. Ja. Zhuijiajiao ist so eine Mischung aus Venedig und Tiroler Bergdorf. Sie haben dort ein sehr interessantes Museum, in dem die Geschichte des Ortes dokumentiert ist. Der Führer hatte äußerst interessante Geschichten parat - nur leider hat er die in chinesisch erzählt. Penny, die eigentlich Dschän iiii fei heißt, war wohl so fasziniert von den Geschichten, dass sie vergessen hat, sie zu übersetzen. Wir wollten dann auch nicht mehr so drängen. Wie auch immer. In Zhuijiajiao gab es Fischer, dort wurde der Reispreis für ganz China festgelegt und es lebte ein sehr wichtiger Mann dort in früher vergangenheit (religiöses Oberhaupt) und in jüngerer Vergangenheit. Der Mann, der in der jungen Vergangenheit (so 1920) hier gelebt hat, hat einen wunderbaren Garten anlegen lassen und war auch mal in Deutschland. Mehr später, weil Kollege F. fordert jetzt sein Notebook wieder ein, und ich muss meine Abschlusspräsentation fertigstellen.
Posted by L9 at 06:00
07.12.05FeierabendsportWas dem Deutschen der Bolzplatz, ist dem Zhujiaojiaoaner das abendliche Bootsrennen. Die trommelnden Cheerleaderinnen, die in der Mitte des Bootes mitfahren, sieht man leider nicht.
Posted by L9 at 07:13
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06.12.05AbgefackeltAuch in der perfektesten Fertigung, (und die Fertigungen sind tatsächlich äußerst professionell hier) findet man Stilblüten wie diese. Ein Wasserschlauch mit integrierter Steckdose, die auch noch äußerst offen verkabelt ist. Liebend gerne würde ich es daher auf die chinesischen Strominstallationen schieben, dass mein Notebook abgefackelt ist. Nur leider war das dann doch meine Schuld. Limonade verträgt sich nicht mit Notebooktastaturen. Deshalb habe ich im Moment nur äußerst sporadisch Zeit, euch auf dem Laufenden zu halten. Gerade verzichte ich aufs Mittagessen und habe mir stattdessen das Kollegennotebook unter den Nagel gerissen. Da sieht man mal, wie sehr mir meine Leser am Herzen liegen. Oder hat mich doch die Bloggersucht erwischt? Übrigens, ich konnte die Festplatte retten. Deshalb wird der Ausflug nach Zhujiajiao jetzt sukzessive upgeloaded - und auch die anderen Abenteuer. So, jetzt kommen gerade die Kollegen zurück.
Posted by L9 at 05:32
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04.12.05Fresh Fish Könnte es sein, dass sich Rongorongo, die Osterinselschrift, die heute keiner mehr entziffern kann, in eine ähnliche Richtung entwickelt hätte? Aber das ist jetzt eine sehr wilde Theorie. Zurück zur Faszination. Faszinierend ist, dass die chinesische Schrift völlig unabhängig ist zum gesprochenem Wort. Das heißt, die Menschen können sich schriftlich verständigen, ohne die gleiche Sprache zu sprechen. Ich stelle mir das ähnlich vor wie unser Zahlensystem. 9 heißt im Deutschen "Neun", in englisch "Nine". Heute war ich übrigens in Zhujiajiao (Tschutschatschou). Wunderschön - Fotos folgen, und auch Toons, sobald ich Zeit habe! Ja, Zeit für meine Toons, Zeit überhaupt, das habe ich mir heute gewünscht bei diesem Stand, an dem man Wünsche kaufen kann. Mitsamt Glöckchen. Das zweite Glöckchen ist für . Was ich ihm gewünscht habe, sag ich jetzt nicht. Ist eine Überraschung. Ich habe die Wünsche an den Baum gehängt, mal sehen, ob sie in Erfüllung gehen.
Posted by L9 at 15:39
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