02.05.07Kutteln, Schlangen und SzechuangewürzeIch bin Euch ja noch ein paar chinesische Essenseindrücke schuldig. Es gibt meiner Erfahrung nach kein anderes Land in der Welt, in der das Essen einen solch hohen Stellenwert genießt wie in China. Die Leute lieben es zu kochen, die Leute lieben es, essen zu gehen. An jeder Strassenecke gibt Restaurants und an der Strasse selbst Garküchen und Strassenhändler. Völlig egal, ob man jetzt in ein edles und teures Restaurant mit vergoldeten Gipspferden geht oder in ein studentisch angehauchtes Lokal im Kommunistenschick, die Auswahl ist meist gut und vielfältig. Richtig schlecht habe ich nie gegessen, nur in der Kantine. Zu Beginn steht die Speisenauswahl. Glücklicherweise bieten viele Restaurants Fotokarten an oder aber man kann sich am Buffet die Speisen noch lebend zusammenstellen bzw. anhand von Speiseatrappen wählen. Apropos Speiseatrappe, da hatte ich ja beim letzten Chinaaufenthalt diesen peinlichen Faux-pas. Im Lokal mit dem Goldpferd gab es übrigens Schlange, auch die konnte man sich noch im lebenden Zustand aussuchen. Nachdem die Kollegin, die mir damals das Schlangenrezept gab, auch dabei war, wurde natürlich Schlange geordert. Endlich sah ich, wie Schlange korrekt zubereitet aussehen muss. Links oben: Schlange zum abnagen, rechts oben: Schlangenhaut.
Das waren aber auch schon die einzigen etwas gewöhnungsbedürftigen Speisen.
Unter anderem war ich auch einmal in einem hervorragenden Szechuanlokal. Besonders gut war ein in gewürztem Öl herausgekochter Fisch. Er wird serviert in einer Schüssel, die mit original Szechuangewürzen bedeckt ist. Sieht zwar aus wie Chili, schmeckt auch scharf, hat aber irgendwie noch eine Art paprikageräucherten Beigeschmack. Und durch die Kügelchen bekommt das ganze noch eine weitere Art von Schärfe dazu, eine wacholdige? rotpfeffrige? halbfruchtige? zitronige? ich kanns nicht beschreiben - aber auf jeden Fall Schärfe. Der Kellner schöpft dann die Gewürze ab, übrig bleibt der Fisch im Öl. Man kann den dann einfach aus dem Öl herausholen und essen. Auch hervorragend waren die in Szechuan-Gewürzen panierten Schweinerippchen. Ich habe mir jeweils eine Tüte Gewürze mitgenommen und bereits ausprobiert.
Schön in China ist, dass man immer gemeinsam isst. Die Speisen kommen in die Mitte, jeder nimmt sich, was er will. Ein wenig gewöhnungsbedürftig mag sein, dass die Leute die Speisen direkt von der "Vorlegeplatte" in den Mund befördern. Das spärliche Geschirr, das man bekommt, dient eher zum Abtropfen der Sosse, zum Zwischenlagern von Nudeln und zur Ablage der Knochen. Reis habe ich in den zwei Wochen nur einmal beim Japaner gegessen. Und hier noch eine Speiseauswahl.
Posted by L9 at 19:18
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