24.02.05Hanga Roa Main StreetWas macht man an einem normalen Tag in Hanga Roa? Die meisten Sehenswürdigkeiten sind bereits besichtigt, auch die körperlichen Aktivitäten wurden absolviert. Man ist geschwommen, gewandert und hat gefischt. Der Sinn steht nach Seele baumeln lassen. Ein klarer Fall für einen Besuch auf der Hanga Roa Main Street. Der erste Weg führte uns direkt ins original polynesische Tätowierstudio. Der örtliche Tätowierer ist ein Meister seines Faches. Erleuchtet. Und er hat eine umfangreiche Auswahl an Motiven. Selbstverständlich wollte ich dazu überreden, sich doch den Tümmlerkopf: machen zu lassen. Ich würde ihn so auch noch erkennen, wenn er alt und grau und ich alzheimergeplagt bin. Ein kurzer Verweis auf den Kopf und ich könnte mich erinnern, wer dieser Fremde ist. Auch mit einem Anker und einem geschwungenen Lisa-Schriftzug hätte ich mich abgefunden, würde er doch auf immer und ewig unsere Verbundenheit demonstrieren. Aber nein, er entschied sich für diesen komischen Vogel. Sehr zur Freude des Tattoo-Masters, der selbstverständlich eine starke Affinität zu Rapa Nuischen Folkloremotiven hat. Zur Feier des Tages hat er sich auch gleich den Vogelmannhut aufgesetzt. Danach gings zum Supermarkt. Hier handelt es sich um den größten Supermarkt der Stadt, nicht so eine windige Hütte, wie der neulich erwähnte. Die Regale sind sogar voll, was nicht selbstverständlich ist. Wir entschieden uns dann aber doch nichts zu kaufen, sondern essen zu gehen, in eines dieser angenehmen Osterinsel Restaurants. So macht man das eben als Tourist. Da sind wir Deutschen nicht allein. Den weiteren Tag wollten wir wie die Rapa Nuis gestalten. Nur leider fehlten uns die Pferde, um damit standesgemäß stundenlang vor den diversen Läden abzuhängen. Die Alternative ist das sogenannte Rapa Mainstreet Cruising. Wir nahmen also unseren Mietwagen und fuhren die Strasse auf und ab, wie das auch Napo, unser Inselfreund, zu machen pflegt. Leider wird Mainstreet Cruising schnell langweilig, wenn man wenig Menschen kennt. Als wahrer Rapa Nui Cruiser bleibt man nämlich alle paar Meter stehen, weil man Nachbarn, Freunde, Schwiegermütter, Tanten oder Cousins trifft. Weder Internetcafe noch Spielkonsolen empfanden wir als attraktive Alternative. Abgesehen vom drohenden Suchtpotential lernt man da bestimmt keine Leute kennen. Deshalb gingen wir in die Bar. Sehr empfehlenswert ist das Tavake (oh Mann die Namen, ich habe sie alle vergessen). Allerdings sollte man keinen Durst haben und keinen Hunger. Der Besitzer - oder ists ne Sie, ist zwar wunderschön hergerichtet, aber sehr sehr schnell genervt. Vielleicht wäre es auch besser, wir wären drei junge Männer gewesen. Modetechnisch habe ich mich allerdings tagtäglich von ihm inspirieren lassen.
Der beste Laden im Ort ist jedoch der Topa Topanga Club (oder so ähnlich - JOSEF, wie heißt der Club nochmals??). Naja, Josef mag den Club nicht, weil er meint "Das sind alles Gangster, die nerven mich" (man stelle sich die Aussage in schweizerdeutsch vor). Wir fanden den Club genial. Vor der Tanzfläche saßen drei Männer, offensichtlich die Bosse. Rapa Nuische Halbstarke verbeugten sich, wenn sie bei denen vorbeigingen. Ich glaube sie haben ihnen sogar die Hand geküßt. Nachdem wir von einem Rapa Nuischen Halbstarken begleitet wurden, durften wir uns an die Bar setzen, so eine Art VIP Bereich (bilden wir uns halt jetzt mal ein). Und die Band war wirklich gut. Sämtliche Osterinsulanischen Folklorehits wurden da runtergebrettert, angetrieben von einem superknackigen Schlagzeuger, doppelt so schnell, wie die durchschnittliche Standardfolkloreband das hinbekommt. Rapa Nui Punk Rock. Yep.
Posted by L9 at 08:00
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