31.08.04Kontemplative PoetenAm Wochenende war da auch noch das Poetenfest. Eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung, in deren Rahmen echte Poeten auf gebildete Erlanger Bürger treffen. Sogar die einschlägig bekannten städtischen Trinker wurden von dieser Stimmung angesteckt. Der Mann, der sich häufig selbst schlägt, den man sonst schon von weitem hört, wenn er seine obszönen Worte über den Marktplatz brüllt, von dem das Gerücht umgeht, er sei hochintelligent, Professor oder zumindest Computergenie, selbst dieser Mann philosophierte mit einer Gruppe von Anhängern über unendliche Zahlen.
Posted by L9 at 08:34
30.08.04Am Sonntag gab es KrokodilSeit einiger Zeit liebäugeln wir ja schon mit dieser Seite. Krokodil, Känguruh, Springbock, Zebra - interessante Fleischprodukte aus fernen Ländern. Nach langen Diskussionen - soll es Springbock oder Elch sein, oder versuchen wir es mit dem Afrikanischen Schlemmerpaket - haben wir uns fürs Probierpaket entschieden - bestehend aus "1000g Känguru Striploinfilet + 800g Krokodil Tail Filet, inkl. Rezepte". Mich persönlich hat ja am meisten die "innovative Kühllösung" interessiert, die eine frische Lieferung gewährleisten soll. Die hat mich dann auch nicht enttäuscht. Gut verpackt in Trockeneis wurden Känguruh und Krokodil geliefert... ...und materialisierten sich durch dicke Nebelschwaden fast in Bühnenqualität. Nun ging es natürlich darum, wie man diese Speisen zubereitet. Die mitgelieferten Rezepte haben mich nicht überzeugt, und auch im Internet habe ich nichts Spannendes gefunden. Daher entschied ich mich für eine Eigenkreation. Man nehme: Das alles zusammenschütten, kochen, solange bis es ein wenig dickflüssig wird. Das Krokodil wird in Stücke geschnitten. Zwiebeln, Lauch und frische Ingwerwurzel schneiden. Krokodilfleisch wieder rein. Alles eindicken lassen, aufgiessen mit Sake, eindicken lassen (Reduktion nennt man das, oder?). Solange bis die Familie (Schwiegermutter, Neffe, Neffin und der Mann) den Film Cold Mountain fertiggesehen hat und dann tränenüberströmt beim Mittagstisch erscheint.
Posted by L9 at 12:00
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28.08.04Gewinner der New EconomyNeulich von dieser Frau gehört. Sie arbeitete in einer der typischen Hype-New-Economy Firmen. Amerikanischer Softwarehersteller, ca. 70 Mitarbeiter, hochgehandelt an der Börse. Ein Teil des Gehaltes wurde in Aktienoptionen ausbezahlt, so war es üblich zu dieser Zeit. Es war auch üblich, dass normale Mittelstands-Angestellte plötzlich superreich waren, Millionäre über Nacht. Sie fühlten sich deshalb auch nicht als "Angestellte eines Ingenieurbüros" sondern als "Top-Manager eines Start-Up's". Wie auch immer. Die Frau sah eines Tages diese vielen Nullen auf ihrem Kontoauszug. Sie lächelte, verkaufte ihre Aktien, kündigte und kaufte sich ein Bodybuilding Studio. Das war schon immer ihr Traumberuf. Kassiererin im Fitnesstudio. Wenig tun, ab und an Geld einsammeln und ansonsten den ganzen Tag waschbrettbäuchigen Männern beim Training zusehen. Hat keiner verstanden damals. Die Softwarefirma gibt es noch, der Kurs steht mittlerweile nur mehr bei 0,61 $. Das Studio gibt es auch noch, soll sehr gut laufen, ist aber nicht börsennotiert. Nachtrag:
Posted by L9 at 19:47
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24.08.04Tage, an denen du bereust, keine Digitalkamera dabei zu habenHeute.
Posted by L9 at 23:57
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22.08.04OlympiaIrgendwie schade, dass es diese schwarzen Kugelhanteln nicht mehr gibt.
Posted by L9 at 22:51
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21.08.04Und dann war da noch dieser Test
Posted by L9 at 13:00
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19.08.04Nochwas zum Thema "Erinnern"9/11/01. Weltweite kollektive Erinnerung an diesen Tag. Erinnerungen auch an die banalen und weniger banalen Dinge, die man gerade gemacht hat, als man vom Terror-Anschlag erfahren hat. Ich bin an diesem Tag bereits sehr früh nach Hause gekommen. Es war sonnig. Ich habe geläutet um zu fragen, ob ich noch schnell einkaufen gehen soll. M. hat aus dem Fenster geschaut und gesagt "Es ist Krieg". Den Rest des Tages habe ich dann ferngesehen. Zuvor hatte ich einen Termin bei einer Softwarefirma, an den ich heute nicht mehr denken würde ohne dieses Ereignis. Nicht erinnern kann ich mich allerdings an diesen Frühling vor 10 Jahren, als in Ruanda 800.000 Menschen umgebracht wurden.
Posted by L9 at 13:00
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17.08.04HorrorformelDie ultimative Formel für die Bewertung eines Horrorfilmes. Je höher das Ergebnis, desto spannender der Film. So steht es zumindest im Spiegel. (es+u+cs+t)² + s + (tl+f)/2 + (a+dr+fs)/n + sin x - 1 es - eskalierende Musik Und wieso "1" jetzt Sterotype sind, keine Ahnung.
Posted by L9 at 09:26
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15.08.04ErinnerungenWien ist voller Erinnerungen. Häuser, Plätze, ganze Bezirke, bestimmte Strassenbahnlinien, Gerüche – an all diesen Dingen hängen Ereignisse, Personen, Situationen und Gefühle. Längst vergessene Situationen, Personen an die man viel zu selten denkt. Ich liebe es, ziellos mit der Straßenbahn durch Wien zu fahren, oder mit dem Auto, und die Blitzlichter einzufangen, die ganz plötzlich längst vergangene Ereignisse an die Oberfläche bringen. So ist es wohl, wenn man an einen Ort zurückkommt, an dem man lange gelebt hat. Jedes Mal, wenn ich am Wiener Rathaus vorbeifahre, denke ich an dieses mexikanische Restaurant, das es dort vor vielen Jahren gab, Anfang der Achtziger Jahre. Es war das erste mexikanische Restaurant das ich kannte und es war ganz anders als die anderen Lokale zu dieser Zeit. Die Möbel waren bunt, die Wände hellbraun und die Cocktails waren so teuer, dass wir sie uns nie und nimmer leisten konnten. Und es gab dort einen wunderschönen Kellner. Er war schwarz, hatte strahlende Augen, ein breites sympathisches Lächeln, und er war Amerikaner. Ein schwarzer Amerikaner, für uns der Inbegriff von Exotik. Dieser Amerikaner war der eigentliche Grund, warum wir so oft in dieses Restaurant gingen. Wir – das waren Peter und ich - und Peter war in diesen Kellner verliebt. Peter war mein allerbester Freund. Es war die intensivste Freundschaft die ich je hatte – die Art von Freundschaft, die man nur mit 20 haben kann. Wo man 24 Stunden am Tag ununterbrochen miteinander verbringt, Nächte durchdiskutiert, die Liebesleiden des anderen kennt und das neu gewonnene Leben in der Freiheit ausprobiert. Wir sahen uns als Abenteurer der Großstadt. Wir wollten provozieren, erkunden und Spaß haben. Diesen Sprung, den man macht wenn man ein neues Leben beginnt, ein Leben nach der Schule, ein Leben außerhalb des viel zu eng gewordenen Elternhauses, diesen Sprung ins Unbekannte, den haben wir gemeinsam gemacht. Es gibt in Wien unendlich viele Plätze, die mich an Peter erinnern. Der dritte Bezirk, wo er gewohnt hat, gleich gegenüber von so einem Branntweiner. Einer, der um 6:00 Uhr früh aufgemacht hat und um 18:00 zu, weil die Kunden da ohnehin schon komplett besoffen waren. Zu dem wir auch einmal gegangen sind um 10:00 vormittags und dann völlig betrunken auf dem Küchenboden in Peters Wohnung eingeschlafen sind. Oder die Arena, wo wir viele Konzerte gemeinsam gesehen haben. Das U4, wo er manchmal aufgelegt hat, und das Motto und das Europa, wo er bedient hat. An die Blue Box, wo ich bedient habe, und wo er mich oft abgeholt hat nach der Arbeit. Gemeinsam sind wir dann zur Horvath am Naschmarkt. Bei dieser taubstummen Wirtin gab’s die besten Schinkenstangerln in der Stadt. Frisch gebacken und geliefert um Punkt 5:30 in der früh wurden sie sowohl verzehrt von den Straßenarbeitern der Stadt Wien - zum Frühstück – als auch von den Nachtschwärmern und Barkeepern der Szene Wien - als letzter Snack vorm Schlafengehen. Wenn ich am Naschmarkt bin, denke ich jedes Mal an eine sehr traurige Szene. Da traf ich ihn an einem kühlen Sommermorgen nach durchfeierter oder aber durcharbeiteter Nacht. Er hatte eines dieser Horvath-Schinkenstangerln in der Hand. Ich nahm es, biss hinein, und fragte: „Und, wie ist es ausgegangen?“. Es gab damals eine neue Krankheit. Schwulenkrebs, Todesherpes. Aus Amerika sollte sie kommen und vor allem in San Fransisco ihr Unwesen treiben. Ein paar Monate zuvor wurde in Wien die „Westside Story“ aufgeführt – oder war es „Cats“? Auf jeden Fall hatte Peter eine Affäre mit einem der Sänger. Dieser Sänger kam aus Amerika, und deshalb hat Peter sich testen lassen. „Ich bin positiv“ – relativ cool und fatalistisch kam diese Äußerung über seine Lippen. „Positiv? Iiih, und ich hab in dein Salzstangerl gebissen“. Es war der schlechteste Scherz meines Lebens, dumm dahingesagt, aber so machten wir eben unsere Scherze. Wie tief der Schock der positiven Diagnose in ihm saß, merkte ich an seiner Reaktion. Ein kleiner Blick auf den Boden, unendlich traurig, voller Angst. Eine Sekunde später dann wieder das spöttische Lächeln – „Komm, geh ma noch auf a Achterl“. Diese Diagnose war das Ende der Unbeschwertheit. Es war das Ende der Jugend, der Abenteuer. Unsere Freundschaft ging natürlich weiter. Es war eine Freundschaft, die aufs Leben ausgelegt war. Aber das Leben bekam jetzt für ihn und für mich, wenn ich an ihn dachte, eine andere Qualität. Mit der Krankheit wich die unbeschwerte Fröhlichkeit - jeder Pickel, jeder Fußpilz, jede Grippe bekam eine neue Bedeutung. Jede potentielle Heilmethode war ein Strohhalm, an den man sich klammern wollte. Da haben sie ihn hingebracht als er schon sehr krank war und häufig die Orientierung verlor. Da habe ich ihn das letzte Mal besucht. Damals lebte ich bereits in Deutschland. 4 Monate zuvor war er uns noch bei uns. „Ich werde immer dümmer“ hat er gesagt. „Ich verliere meine intellektuellen Fähigkeiten, ich kann mir nichts mehr merken“. „Schmarrn“, habe ich gesagt – „redest doch ganz normal. Kannst dich noch erinnern, damals...". Wir gruben alte Geschichten aus, lachten viel, im Hintergrund immer der Schatten dieser dummen, unnötigen Viruserkrankung. Er lag im Koma. Er wurde künstlich beatmet. Alle Leute, die ihn liebten, versuchten auf ihre Art ihm zu helfen. Seine Mutter hat ein kleines Holzkreuz über ihm aufgehängt und viel gebetet, sein Freund hatte eine homöopathische Therapie mit kleinen Kapseln aufgetan, die eventuell Erfolg haben könnte. Ich habe ihm die Hand gehalten, die Stirn berührt und gehofft und gewünscht, ihm irgendwie Kraft weitergeben zu können. Alles hat nichts genützt. 3 Wochen später war er tot. Als ich aus dieser Pulmologischen Klinik im schönen Steinhof rausging waren da unendlich viele Krähen. Ich habe noch nie so viele Krähen auf einmal gesehen. Jedesmal wenn ich in Wien bin, denke ich viel an Peter. Ich denke daran, dass ihm das Internet, MP3, Technomusik und alles drumherum unheimlich gut gefallen hätte. Er wäre der erste gewesen mit Handy. Und er wäre ganz bestimmt ein richtig guter DJ geworden.
Posted by L9 at 20:00
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MusikmaschinenGerade mal zurück aus Wien träume ich bereits von Indien. Bis es soweit ist, muß ich mit der Indian Shankar Drum Ganesh Machine vorlieb nehmen. via Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Auch sehr genial: Der computergesteuerte epileptische Anfall.
Posted by L9 at 10:15
13.08.04Liebes WebtagebuchSeit nunmehr fast einer Woche bin ich hier in Wien, in dieser Stadt voller Erinnerungen. Leider fehlt mir die Zeit, mich angemessen um dich zu kümmern. Das war zum Beispiel vor einem Jahr in England. Da haben wir einen Mann gesehen, der hat alles doppelt gesagt. Und das war vor vier Jahren in Finnland. Da bin ich sehr viel geschwommen. Und wenn du dich ein wenig geduldest, erzähle ich Dir bald von Wien. So wie es heute ist und wie es früher war. Rein subjektiv natürlich.
Posted by L9 at 10:36
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05.08.04Arbeitsscheu und DauerblauJezt ist die Woche schon wieder fast zu Ende, und ich habe immer noch nicht vom Wochenende berichtet. Es war aber auch ein wenig peinlich. Angefangen hat es damit, dass dieser Mensch mich(!) frägt ob ich die Mutter dieses Menschen bin! Ich meine, sehe ich so aus, als ob ich meinen Sohn im Pyjama auf die Bühne lasse? Peinlich ist es auch, giftgrün gekleidet auf einer Ich war nämlich nicht da wegen dieser Erlanger Heroen mit den 3 Buchstaben, die es geschafft haben von der Tanzkapelle zur gefeierten Rockband, die Stammgast bei Viva sind, Goldene Schallplatten ihr eigen nennen und deren Fans den Namen ihrer Helden sogar auf der Unterhose tragen. Auch wenn ich den Jungs den Erfolg von ganzem Herzen gönne, ich war wegen DIESER BAND da. Und da bin ich nicht die Mutter, sondern das Sängergroupie. Seit mittlerweile 283 Jahren. Also Respekt, gell! Gottseidank war ich nicht der einzige versprengte Fan. Es gab auch unbekannte Mitstreiter - mit... ...und ohne Suicides T-Shirt. Die Band war wie immer genial! Und meine superernste Präsentation am Dienstag danach, für die ich soviel gearbeitet habe, Wochenendenlang, die ist auch gut gelaufen! Trotz Pogo
Posted by L9 at 14:21
02.08.04NumerologieUnter Numerologie bzw. Zahlenmystik versteht man die Überzeugung, dass Zahlen und Kombinationen aus Zahlen ausser ihrer mathematischen Funktion eine weitere Bedeutung zukommt. (Quelle Wikipedia) Stimmt. Da gibt es zum Beispiel dieses einsame Telefon. Wählst du die richtige Zahlenkombination, bringt es dich an einen unbekannten Ort. Übrigens: Neun = Geist, Gott Mars
Posted by L9 at 13:12
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