10.07.04

Wette verloren

1994 - 10 Jahre ist es her - da war ich überzeugt, dass in maximal 10 Jahren die Übertragung von Informationen mittels Papier überflüssig sein würde. Computer, kleine, flache, robuste, tragbare, würden Zeitungen und Bücher ersetzt haben. Keine verstaubten Regale mehr in der Wohnung. Auch keine Zeitschriftenstapel, über Jahre hinweg gesammelt, weil man keine Information wegwerfen will, auf die man eventuell mal zurückgreifen könnte. Nein, alles gespeichert auf platzsparenden Datenträgern oder bei zentral gehosteten Info-Providern.

Ich habe gewettet: in 10 Jahren, im Jahr 2004, werde ich ganz bestimmt mit meinem IP 54 geschützen tragbaren, superleichten Webpad in der Badewanne sitzen und dortselbst meine Tageszeitung lesen, die ich gerade bekommen habe - wireless via Satellitennetz.

Und was ist?
Nichts.
Es gibt zwar in manchen Hotels Wireless LAN (was mir jetzt auch ermöglicht dieses Posting zu generieren). Mein Notebook ist superleicht - und Spiegel lese ich natürlich online. Aber die Durchdringung die ich mir vorgestellt habe, die ist nicht vorhanden.

Alles in allem: Ich habe die Wette verloren.
Ich weiss es ging um eine Kiste Champagner.
Allerdings weiss ich nicht mehr, mit WEM ich gewettet habe!
Deshalb muss ich die Kiste Champagner jetzt wohl oder übel selber trinken.


Worauf ich heute wetten würde?


  • Auf Biovernetzung - die direkte Humanschnittstelle ins WWW.

  • Auf Kino, das direkt in unser Seh-, Hör-, Geruchszentrum übertragen wird. Völlig neue Möglichkeiten der Darstellung!

  • Zumindest aber auf implantierte Human Machine Interfaces.

Wann?
Naja, das dauert sicher noch ein paar Jahrzehnte.


"Cyborg becomes Mainstream"
Nein, das alles ist keine Science Fiction sondern Realität, wie wir dem Spiegel entnehmen können. Mittlerweile werden Mikrochips ins Auge implantiert und an die Netzhaut angeschlossen. Drahtlos verbunden mit einer intelligenten Kamera empfängt der Chip in elektronische Signale umgewandelte Bildinformationen. Über die Ganglienzellen werden diese an den Sehnerv weitergegeben - und vom Hirn wieder in Bilder umgewandelt. Ja, das ist wohl der Weg, der nicht nur die Telepathie sondern auch die Teleportation auf einen Schlag realisierbar macht. Keine "virtual Reality" mit Datenhandschuhen oder Cyberbrillen, von denen einem schwindlig wird. Keine Caves, die viel Platz brauchen und viel Geld kosten und zu denen man extra hinfahren muss. Wir holen uns die Realität direkt in unser Inneres. Wir nutzen Elektronik und Biochemie um dorthin zu reisen, wohin wir reisen wollen. Wir schicken uns die MMS nicht mehr übers Handy sondern einen kleinen Einblick in unsere aktuelle Situation, in unsere augenblickliche Stimmung, direkt von Auge zu Auge, von Gehirn zu Gehirn.


PS: Auf Bücher will ich allerdings nicht verzichten.

Posted by L9 at 00:58 | Comments (6)