31.12.03

Zonenfahrt

Als ich ihn kennenlernte, den Deutschen in den ich mich verliebt habe, hat er mich aufgezogen. Im Ostblock würde ich wohnen - quasi am Balkan. Eine Balkanbraut hätte er sich schon immer gewünscht. So wild, so ursprünglich, so östlich. Frechheit habe ich gesagt. Österreich ist die Mitte Europas, und Wien die Hauptstadt der Kultur. Westliche Kultur. International. Avantgardistisch.

Er kam mich besuchen nach Wien. Ich zeigte ihm alles, die futuristischen Lokale, die Keller, in denen wilde Musik gespielt wurde. Wilder als im wildesten New York, bunter als im rockigsten London. Und natürlich das Voksstimmefest im Wiener Prater, eines der schönsten OpenAir Feste der damaligen Zeit.

Das hätte ich besser nicht getan. Es spielten zwar die angesagtesten Independent-Bands, auf diversen Ständen wurden Spezialitäten aus aller Welt angeboten, Südamerika, Süd-Ost Asien, Russland. Allerdings war es ein kommunistisches Fest, finanziert von der Kommunistischen Partei Österreichs. Und da gab es natürlich auch einen "Neues Deutschland"-Stand. Betrieben von ordentlichen Vertretern der Deutschen Demokratischen Republik. Allzeit bereit gab es neben der zugehörigen Propaganda auch Thüringer Bratwürste und Spreewaldgurken.

Der Spott war ab da auf meiner Seite. Von wegen Österreich kein Ostblockland. Von wegen Lisa keine Ostbraut. 17 Jahre habe ich gebraucht, um dieses Image von mir und meiner Heimat abzuschütteln.

Und dann hat jetzt im Jahre 2003, 14 Jahre nach dem Mauerfall, diese eine Strassenbahnkarte die Überzeugungsarbeit von 17 Jahren zunichte gemacht.

Die Zonenfahrt im Verkehrsverbund Ost-Region.

Posted by L9 at 19:00 | Comments (8)

Schönes Neues Jahr!!!

Ja, ich bin wieder da. Habe die fast unvernetzte Woche Wien genossen, und auch 3 Dinge gelernt.

Nämlich:
Dass man nach langen Jahren im Ausland - auch wenn man sich noch so österreichisch fühlt - bei der eigenen Muttersprache plötzlich in Lachen ausbrechen kann. So ist ein "Mistplatz" kein Platz, wo man unbegrenzt fluchen darf, sondern ein Platz, wo man Müll ablädt. Und ein Eiskasten ist auch kein Kasten, der aus Eis besteht sondern ein Kühlschrank.

Ausserdem:
Die Moderatoren reden im Radio und im Fernsehen österreichisch. Das ist etwas ungewohnt. Da denkt man dann im ersten Augenblick: das geht doch nicht, die müssen doch hochdeutsch sprechen. Ich denke aber in der Schweiz ist das noch heftiger. Oder Zorra?

Und zum Schluss:
Schreib NIE in Superhektik zwischen Tür und Angel mit diverser Verwandschaft im Rücken was auf deine Seite. Schon garnicht etwas kulturelles. Da ist mir nämlich mein peinlichster Fehler seit langem unterlaufen: ich habe Velasces geschrieben statt Velásquez (bzw. Velázquez). Und das hab ich erst zwei Tage später korrigieren können, weil ich ja keine guten Netzmöglichkeiten hatte. Ja, da hat es mir schon die Schamesröte ins Gesicht getrieben und ich war heilfroh, dass mich der Meister des Blogmülls nicht erwischt hat. Abgesehen davon, dass diese Bacon Ausstellung wirklich besser war, als ich sie in diesen kurzen, flüchtigen Worten "rezensieren" konnte.

Wie auch immer!! Jetzt wünsche ich Euch allen da draussen

***** EIN SCHÖNES NEUES JAHR - UND FEIERT SCHÖN *****

Posted by L9 at 17:46 | Comments (4)