Enjoy

Zweiter offizieller Urlaubstag - I just enjoy it!

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Dechsendorf

Die subjektive Geschichte des Dechsendorfer Weihers, der wegen seines schlechten Rufes zum wunderschönen Geheimtipp mutiert ist.

Das erste mal am Dechsendorfer Weiher war ich mit 11. Wir machten Urlaub bei Tante und Onkel - und mussten beschäftigt werden. Ein Badeweiher ist da natürlich hervorragend geeignet. Bereits damals fiel mir auf, dass die Landschaft zwar schön war, jedoch ein sehr eigenartiger Geruch über dem Wasser schwebte. Das hielt uns trotzdem nicht davon ab, im Wasser rumzuplanschen und dann ein Loch in den Sand am Ufer zu buddeln. "Grundwassersuche" nannte sich dieses Spiel - offensichtlich ein Urinstinkt, dem speziell Kinder erliegen. Wir fingen also an zu graben, bereits nach 10 cm der Schock: der goldgelbe Sand wandelte sich zu einer schwarzen, zähen Schlammasse die stank, als ob sie aus einer Mischung aus toten Fischen, menschlischen Exkrementen und verfaultem Fleisch bestehen würde.

12 Jahre später - wieder am Dechsendorfer Weiher. Die "Pizzakneipe" dort war zu dieser Zeit ein "Punkschuppen", ich war frisch verliebt in M9, er in mich, und obwohl wir damals beide sehr cool, sehr schwarz und sehr naturabweisend waren, wollten wir dennoch was romantisches erleben. Was lag näher, als ein Elektroboot zu mieten und auf den Weiher rauszufahren. Gesagt - getan. Der Gestank von vor 12 Jahren hatte sich mittlerweile verstärkt. Vor unserer Fahrt wurden wir noch halb im Scherz gewarnt, möglichst nicht mit dem Wasser in Berührung zu kommen. Das hätten wir auch nie und nimmer getan: Der Weiher schlug mittlerweile Blasen, grünlicher Schleim wucherte an der Oberfläche, und als auch noch ein toter Fisch mit dem Bauch nach oben an uns vorbeitrieb, war es endgültig aus mit der Romantik. War aber nicht so schlimm - wir erzählten uns auf dieser Fahrt gruselige Geschichten von vermissten Menschen und Leichen am Grunde des Wassers...

Die folgenden Jahre hinweg verfolgte ich die Geschichte des Weihers nur mehr über Zeitungsmeldungen. Es ging um gekipptes Wasser, Badeverbote, Aufhebung von Badeverboten, Blaualgen, Anträge des Bundes Naturschutz, Gift, Sanierung. In diesem Winter wurde nun der gesamte Weiher abgepumpt, der Schlamm abgetragen und abtransportiert und frisches Wasser eingelassen. Die Leute sind trotzdem noch nicht in Scharen wiedergekommen. Warum wir letzten Sonntag mal wieder dort waren, war ein Zufall. Doch wir waren fasziniert: Trotz der fürchterlichen Sommerhitze waren relativ wenig Menschen dort. Im Gewässer des Weihers schwammen gerade mal 3 Leute. Der Gestank war weg, das Wasser zwar nicht klar, aber so ist das nunmal in einem Weiher.
Wir mieteten - in einem Anflug romantischer Gefühle - mal wieder ein Elektroboot und fuhren raus. Wir sahen lebende Enten, nette Insekten die im Schilf herumflitzten, eine sehr schöne Landschaft - und ich sprang sogar ins Wasser und schwamm.

Über die Leichen am Grunde des Weihers haben wir uns dennoch wieder unterhalten - und ob die wohl gefunden wurden bei der Reinigungsaktion.